Projekt- & Anforderungsmanagement in sequenziellen Vorgehensmodellen
Projekte werden aufgrund eines Bedarfs, Geschäfts- und Lösungsanforderungen zu erfüllen, durchgeführt. Dabei wird in klassischen Projektmanagement-Ansätzen das Definieren von Anforderungen nicht als Aufgabe in Projekten gesehen.
In der Abbildung 1 sind zwei sequenzielle Modelle, nämlich das Wasserfallmodell und das V-Modell, dargestellt. Das Wasserfallmodell ist das bekannteste sequenzielle Vorgehensmodell, das vor allem im IT- und Baubereich eingesetzt wird. Das Wasserfallmodell sieht eine Trennung der Phasen Anforderung, Entwurf, Implementierung, Überprüfung und Wartung vor. Bei jedem Phasenübergang wird angenommen, dass die jeweils vorangegangene Phase abgeschlossen ist. Sequenzielle Vorgehensmodelle gehen von einer Planung der Lösungsanforderungen vor dem Start der Implementierung der Lösung aus. Nach der Definition der Anforderungen erfolgt ein „Design freeze“. Die definierten Anforderungen werden „eingefroren“ und können ab diesem Zeitpunkt nicht mehr ohne formalen Change Request1 verändert werden.
Abbildung 1 zeigt die Change Request Vorlage eines solchen Prozesses.
Abbildung 1: Sequenzielle Vorgehensmodelle - Wasserfallmodell und V-Modell2
Beim Implementieren einer Lösung werden die Anforderungen im Change Request Management bei Änderungswünschen aber auch beim Testen und beim Abnehmen der Lösung durch externe oder interne Kunden betrachtet.
Change Request-Prozess
Falls während der Implementierung einer Lösung im Rahmen des Change Request Managements zusätzliche Anforderungen identifiziert oder die definierten Anforderungen verändert werden, ist ein Anforderungsmanagement Prozess („Change-Request-Prozess“) durchzuführen. Eine Änderung bzw. Ergänzung von Lösungsanforderungen kann Adaptionen der zu erfüllenden Projektleistungen, der Projekttermine und der Projektkosten bedingen. Adaptionen der Projektpläne sind entsprechend vorzunehmen. Damit eventuell notwendige Veränderungen in der Projektorganisation, in Projektstakeholderbeziehungen, in Beziehungen zu anderen Projekten etc. werden meist nicht explizit berücksichtigt.
In den Abbildung 2 ist ein Change Request-Prozess exemplarisch dargestellt. Abbildung 3 zeigt die möglichen Changedimensionen.
Abbildung 2: Change Request-Prozess3
Weiterführender Artikel zu Changedimensionen: Auch Minor Changes sind zu managen
Projekt- & Anforderungsmanagement im iterativen Vorgehensmodell
Ein häufig angewandtes iteratives Vorgehensmodell ist „Scrum“, ein sogenanntes „agiles“ Modell. Die grundsätzlichen Scrum-Strukturen sind in der Abbildung 3 dargestellt.
Abbildung 4: Strukturen des Scrum-Modells4
Lösungsanforderungen werden im Scrum-Modell als „User Stories“ bezeichnet und zu „Backlogs“ zusammengefasst. Je Iteration („Sprint“) werden durch das „Product Team“ eventuell weitere User Stories definiert oder auch bereits definierte User Stories verworfen.
Priorisierungen durch das Product Team und das Development Team ermöglichen es, die in jeweils einem Sprint zu realisierenden User Stories („Sprintbacklog“) festzulegen. Während der Durchführung eines Sprints durch das Development Team können keine Änderungen der Anforderungen vorgenommen werden.
Scrum ermöglicht daher, ohne „Change Requests“, die Lösungsanforderungen iterativ anzupassen. Dadurch kann „agil“ auf aktuelle Marktbedingungen reagiert werden.
Quelle
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Vertiefende Informationen: R. Gareis & L. Gareis; PROJEKT.PROGRAMM.CHANGE, Manz Verlag, Wien 2017 ↩
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R. Gareis & L. Gareis; PROJEKT.PROGRAMM.CHANGE, Manz Verlag, Wien 2017, S 107 ↩
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R. Gareis & L. Gareis; PROJEKT.PROGRAMM.CHANGE, Manz Verlag, Wien 2017, S 390 ↩
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R. Gareis & L. Gareis; PROJEKT.PROGRAMM.CHANGE, Manz Verlag, Wien 2017, S 111 ↩